Dies ist meine persönliche Short-List lesenswerter Bücher für Coaches. Vielleicht ist etwas spannendes für Dich dabei. Ich wünsche Dir viel Freude beim Stöbern und Lesen!
Es gibt keine Narzissten – Nur Menschen in narzisstischen Nöten
Klaus Eidenschink
Narzisst – oft als Schimpfwort gebraucht – bezeichnet gemeinhin rücksichtslose Egomanen mit unstillbarem Größenwahn. Klaus Eidenschink hält derartige Etikettierungen für wenig nützlich. Ohne zu negieren, dass Menschen in narzisstischen Nöten anderen Menschen viel Leid zufügen können, macht er deutlich, dass narzisstisches Verhalten als Kompensation einer in der kindlichen Entwicklung begründeten Not zu verstehen ist. Erhellend war für mich, in wie vielen Gewändern sich derartiges Verhalten zeigen kann. Besonders hilfreich fand ich jedoch die Anregung, die eigenen inneren und äußeren Reaktionen als Indikator zu nutzen. Will ich gefallen, will ich Anerkennung, strenge ich mich besonders an? Langweile ich mich oder habe ich das diffuse Gefühl, dass hier etwas nicht stimmt? So kann mich eine gute Selbstwahrnehmung im Coaching davor bewahren, unbewusst nach den Regeln eines Menschen in narzisstischen Nöten zu spielen. Und damit wäre oft schon viel gewonnen, selbst wenn es – zumindest in vielen Fällen – nicht zum Auftrag gehört, die psychische Not meines Klienten zu heilen.
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Wirksam werden im Kontakt
Mechtild Erpenbeck
Wie kann ich meine Aufmerksamkeit im Coaching gleichermaßen nach außen wie nach innen richten? Wie gelingt es mir, mich immer wieder neu und mit aufrichtigem Interesse meinen wechselnden Coachees zu widmen? Wie gehe ich mit meinen eigenen Affekten um? Welche Verantwortung habe ich? Fragen wie diese haben mich beschäftigt, als ich mich vor vielen Jahren mit dem ebenso wichtigen wie schwer zu fassenden Phänomen der Haltung im Coaching auseinandergesetzt habe. Bei Mechthild Erpenbeck habe ich fundierte Antworten und wichtige (Selbst-)Erkenntnisse erhalten. Anhand von konkreten Beispielen aus ihrer Praxis beschreibt Erpenbeck Handlungsweisen wie Zuhören, Staunen und Schweigen, Feedback oder Konfliktklärung und transportiert dabei nachvollziehbar ihre zentrale Botschaft: Achtsamkeit im Sinn einer „schwebenden Aufmerksamkeit“ und innere Selbsterforschung sind der Kern, um als Coach wirksam zu sein.
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Mit Fragen führen
Sigrid Frank-Eßlinger
Fragen gehören zu den wichtigsten Instrumenten von Coaches. In diesem Buch geht es jedoch nicht nur um gute Coachingfragen, sondern vielmehr um die Bedeutung von Fragen in jedweder (beruflichen) Kommunikation. So dienen sie nicht nur der Informationsbeschaffung, sondern sind der Schlüssel zum Verstehen. Sie helfen zu reflektieren, Perspektiven zu wechseln und neue Ideen zu entwickeln. Sie signalisieren Interesse und können den Kontakt intensivieren. Sigrid Eßlinger beschreibt in ihrem Buch die vielfältigen Einsatzbereiche von Fragen, verdeutlicht aber auch, was dabei schief gehen kann und wie sehr die eigene Haltung die Qualität der fragenden Kommunikation beeinflusst. Für Führungskräfte eine absolute Leseempfehlung, für Coaches eine Lektüre, die Bekanntes auffrischt und weiter zum Fragen ermutigt.
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Mini-Max-Interventionen
Manfred Prior
Dies kleine Büchlein liefert 15 sprachliche Mini-Interventionen, die ebenso schlicht wie wirkungsvoll sind. Im Kern zielen diese Interventionen darauf ab, Klienten aus dem Problem- in einen Lösungsraum zu locken. So geht es in einem Kapitel um die Generalisierungen von Coachees und wie es gelingen kann, durch Infragestellen des „immer“ Ausnahmen von der Regel zu identifizieren. Ebenso kann mit einem kleinen „bisher“ die Fortschreibung eines Problems in die Zukunft unterbrochen werden. Ein wichtiges Wort zur Unterschiedsbildung ist für Prior auch das Wort „sondern“. Ganz wundervoll finde ich zudem seine Ausführungen zur Kraft des Schweigens. Gelegentlich fällt mir das Büchlein in die Hände und dann motiviert es mich, diese nützlichen kleinen Sprachfiguren wieder öfter zu verwenden.
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Lösungen mit dem Systembrett
Georg Breiner und Wolfgang Polt
Vor über zehn Jahren habe ich bei einem familientherapeutischen Institut eine zweitägige Fortbildung zu Aufstellungen mit dem Systembrett besucht. Dort wurde das Buch von Georg Breiner und Wolfgang Polt empfohlen und seither schaue ich immer wieder gerne rein. Die beiden Autoren beschreiben aus einer klaren systemischen Perspektive, was die Arbeit am Brett zu leisten vermag und vermitteln leicht lesbar ein unglaublich umfangreiches Wissen. Besonders gut gefällt mir, dass sie mit dem Kapitel „Hilfreiche Haltungen“ – u.a. Gastgeberverständnis, Absichtslosigkeit, Aufmerksamkeit gegenüber Störungen – in das Thema einsteigen. Zugleich geben sie konkreten Input zum Setting, zur Herangehensweise, zu Einsatzbereichen und zum Ablauf der Arbeit mit dem Systembrett. Ein Buch, das zur Arbeit mit dem Brett ermutigt und darüber hinaus viele grundlegende Einsichten zum systemischen Coaching ermöglicht.
In dem Zusammenhang kann ich übrigens auch das von Georg Breiner entwickelte Online-Systembrett empfehlen.
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Einführung in narrative Methoden der Organisationsberatung
Michael Müller
Biographische Erzählungen, die wir uns selbst und andere über uns erzählen, beschreiben und prägen unsere Identität. Doch nicht nur das. Erzählungen helfen uns, Informationen zu verarbeiten, Sinn herzustellen, Werte zu vermitteln, Gemeinschaften zusammenzuhalten und Unbewusstes bewusst zu machen. Narrationen zählen zu den ältesten, mächtigsten und für mich persönlich faszinierendsten Instrumenten menschlicher Kommunikation. Dies Büchlein von Michael Müller ist weit mehr als eine Einführung. Es erklärt Aufbau und Formen von Geschichten, beschreibt die Bedeutung von Erzählungen für die Konstruktion individueller und organisationaler Identität und widmet den Einsatzbereichen Coaching und Organisationsberatung jeweils ein umfassendes Kapitel. Schöne Anregungen für die eigene narrative Praxis!
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Die Coaching-Falle
Svenja Hofert
Svenja Hofert schreibt: Irgendwann habe ich begonnen, mich für den Begriff „Coach“ zu schämen. So geht es mir selbst und ich kenne diese Aussage auch von einigen Kolleginnen und Kundinnen in meiner Profilberatung; reifen, zur Selbstreflexion fähigen Menschen, die andere wirksam bei ihren Anliegen begleiten. Da der Begriff Coach nicht geschützt ist, gibt es leider inzwischen viel zu viele selbst ernannte Coaches im Markt. Viele davon arbeiten mit manipulativen Methoden, erklären ihren Klientinnen, was sie zu denken, zu fühlen und zu heilen haben. All das, ohne in eine echte Beziehung zu ihren Klientinnen zu treten. Dabei zählen die Persönlichkeit des Coaches und dessen Fähigkeit, eine tragfähige, vertrauensvolle Beziehung aufzubauen, nachgewiesenermaßen zu den wichtigsten Wirkfaktoren im Coaching. Svenja Hofert beschreibt die Phänomene sehr fundiert, ohne zu verleugnen, dass auch seriöses Coaching Nebenwirkungen haben kann, über die sich Coach und Coachee im Klaren sein sollten. Absolute Lese-Empfehlung!
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Unverfügbarkeit
Hartmut Rosa
Der erste Schnee im Winter, unverfügbar und zugleich für viele berührend, bezaubernd. Der Soziologe Hartmut Rosa beschreibt, wie sehr das Streben des (modernen) Menschen, das Leben planbar, die Welt verfügbar zu machen, echte Erfahrung, Berührung und Resonanz behindert. Denn diese entstehen – wie Rosa anschaulich darlegt – aus der Begegnung mit dem Unverfügbaren. Die Annahme, dass wir Resonanz erfahren, bekämen wir die Welt nur endlich in den „Griff“, erweist sich folglich als ein Trugschluss. Lassen wir hingegen wieder mehr Unverfügbarkeit zu, wächst die Chance, die Resonanz zu erleben, nach der wir uns sehnen. Eine Aufforderung, der es – wie ich finde – lohnt zu folgen.
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Sinn erfüllt
Katharina Ceming
Ich habe die promovierte Theologin und Philosophin Katharina Ceming vor über 10 Jahren kennengelernt. Seit unserer ersten Begegnung beeindruckt mich ihr umfassendes, fundiertes Wissen, das sie stets ausgesprochen alltagstauglich zu vermitteln weiß. In „Sinn erfüllt“ beleuchtet sie die Aspekte, die in der psychologischen Sinnforschung und in der philosophischen Tradition als wesentliche Bausteine eines sinnerfüllten Lebens gesehen werden. Dabei geht sie in vier großen Kapiteln der Frage nach, was Sinn überhaupt ist, warum es sinnvoll ist, sich nicht nur um die eigenen Bedürfnisse zu kümmern, warum es sinnvoll ist, zu wissen, wer wir sind und welche Haltungen uns guttun und warum es sinnvoll ist, Freundschaft mit der Welt zu schließen. Für mich eine ausgesprochen wohltuende und ermutigende Lektüre.
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