Kürzlich schrieb mir eine Kundin, die ich vor ziemlich genau zehn Jahren begleitet hatte: „Weißt Du, dass ich noch immer sehr oft an Dein Motto ‚Säen. Loslassen. Ernten.‘ denke? Das ist einer der klügsten Sätze, den ich in Bezug auf die Selbständigkeit (und ich denke, aufs Leben im Allgemeinen) so im Kopf habe …“ Diese schöne Rückmeldung nehme ich gerne zum Anlass, ein wenig zu diesem Satz zu schreiben: Wie ich dazu kam, was er für mich bedeutet und welchen Einfluss er auf mein Business hat.
Wie es zu diesem Satz kam
Wirtschaften im Wechsel der Jahreszeiten
Den ersten Anstoß gab mir ein interessantes Gespräch in der Anfangsphase meiner Selbstständigkeit. Ein Wirtschaftswissenschaftler erzählte mir, dass er heutiges wirtschaftliches Handeln einmal unter dem Blickwinkel der vier Jahreszeiten untersucht hätte.
Landwirtschaftliches Handeln zum Beispiel unterliege – wenn auch heute weniger als anno dazumal – dem Rhythmus der Jahreszeiten. Da gibt es den Winter als Ruhe- und Erholungsphase, das Frühjahr als die Zeit des Aussäens, den Sommer als die Phase des Wachstums und den Herbst als Zeit der Ernte. Mir gefiel diese Analogie ausgesprochen gut.
Auch, dass besagter Wirtschaftswissenschaftler beklagte, heutzutage wolle vielfach immer nur geerntet und noch mehr geerntet werden. In diesem Zusammenhang gefiel mir insbesondere der Gedanke, dass das Feld – oder in dem Fall ich als Selbstständige und mein Geschäft – auch den Winter, sprich Ruhezeiten brauchen, um dann wieder die Kräfte hochfahren zu könne.
Wünschen allein ist zu wenig
Zugleich begegneten mir in jener Zeit wiederholt esoterisch orientierte Menschen, die sich gute Ernte wünschten, ohne die Bereitschaft mitzubringen, mehr dafür zu tun als eben kräftig zu wünschen. Ich fand das naiv und weltfremd.
Damit wir uns hier nicht falsch verstehen: Ich glaube durchaus an das Resonanzprinzip, glaube, dass es im Universum mehr gibt als wir begreifen können. Zugleich sind wir Menschen aber auch mit einem freien Willen gesegnet, der uns ermöglicht, zu gestalten und Einfluss zu nehmen. Zumindest bis zu einem gewissen Grad, womit wir dann zum Loslassen kommen.
Meine Haltung zu alldem fand schließlich seinen Niederschlag in dem Satz „Säen, Loslassen, Ernten“. Er wurde zum Leitsatz meiner Selbstständigkeit. So erinnerte mich das Bild eines prachtvollen Getreidefeldes viele Jahre als Bildschirmschoner an meine Devise und bis heute ziert der Satz als Unterzeile meine Budgetplanungen.
Wie der Satz mein unternehmerisches Denken und Handeln beeinflusst
Säen
Angefangen beim „Säen“ ermutigt mich der Satz immer wieder, ins Handeln zu kommen, mich in meiner professionellen Rolle weiterzuentwickeln und mein Marketing aktiv voranzutreiben. „Von nichts kommt nichts“ hat meine Mutter gerne gesagt. Ganz so eng sehe ich das nicht, aber um die Analogie zu dem Bauern nochmals zu bemühen: Auch er muss das Feld bestellen und Saat ausbringen, wenn er eine Ernte einfahren möchte. Ich tue das mit einer gewissen Regelmäßigkeit, mit Freude und Engagement in gutem Vertrauen darauf, dass die Saat – wenn auch oft anders als gedacht – aufgeht.
Loslassen
Das führt dann zum „Loslassen“. Ob und wie weit meine Saat aufgeht und Früchte trägt, kann ich nicht hundertprozentig beeinflussen. Auch der Bauer hat keinen Einfluss darauf, ob die Sonne scheint oder ob es regnet oder stürmt. Für mich entscheidend beim Loslassen ist, dass ich – obschon ich etwas erreichen will – auch gut und entspannt damit leben kann, wenn es nicht so kommt wie ich es mir idealerweise vorstelle.
Das ist ein gewisser Balance-Akt: etwas wollen und es zugleich sein lassen können. Nicht einerseits einem Machbarkeitswahn zu erliegen, nach dem Motto, ich muss nur genug wollen und mich reinhängen, dann kann ich alles erreichen, was ich will. Und andererseits nicht in Untätigkeit zu verfallen und alles – je nach Geschmack – anderen, dem Schicksal, dem Universum zu überlassen.
Ernten
Was gibt es zur Ernte zu sagen, außer dass sie erfreulich ist? 😊 Vielleicht eben genau das. Der Bauer feiert das Erntedankfest. Das sollten wir uns als Selbstständige auch gönnen! Stolz sein auf das, was man erreicht hat und zugleich dankbar und demütig für das, was einem geschenkt wurde.
Schließlich gibt es noch den Winter, die Ruhezeit, die in meinem Satz nicht vorkommt, für mich jedoch immer mitschwingt. Mir Pausen zu gönnen und – ganz wichtig – in Flaute-Phasen nicht in Panik zu geraten, sondern sie als nötige Erholungszeit zu nutzen. Das Faulsein und Nichtstun genießen. So kann entspannt Neues für die nächste Aussaat in einem reifen. So wie die Idee zu diesem Blogbeitrag.
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